In diesem Aufsatz wird die Geschichte der Bewertungsdiskussion in Deutschland vorgestellt.
Bis zum 18. Jh. war das Ziel der Archivarbeit die Systematisierung der rechtlichen und politischen Kenntnissen. Der juristisch geschulte Archivar hob Unterlagen in der Regel aus Gründen der Rechtssicherheit auf. Vernichtet wurde, was schon seit längerem im Archiv lag.
Nach dem Zusammenfall des alten Regimes haben die Archivare keine mehr mit dem Recht des Herrschers zu tun. Und die Archive wurden zu Lagerstätten der Geschichte und Forschung. Für den Ordnung der Archivgut, die aus den verschiedener Dienststellen stammten, wurde das Provenienzprinzip gebildet. Die Archivare richtete sich auf das inhaltsorientierten Bewertungsverfahren, das die wissenschaftlichen Bedürfnisse befriedigte.
Der Anlass der Bildung der modernen Archivtheorie war der ersten Weltkrieg. Das Problem, wie man die Massenakten, die während dieses Krieges entstanden, behandeln sollten, führte unter dem Einfluß der Demokratie zur Bildung der Provenienz-orientierte Bewertungsdiskussion. Aufbau, Zielsetzung und Verfahren der aktenbildenden Stelle bildeten den Ausgang der Bewertung.
Im Klima öffentlicher Bürokratieablehnung der 50er und 60er Jahren wurde die inhaltsorientierte Auswahl wieder die vorherrschende Methodenvorgabe. Diese Theorie, die Booms vertritt, führt zu der Theorie der dokumentation strategy von Ende 20. Jh.