In der Kunst des postmodernen Zeitalters, in dem der Begriff der Identität so wie der Schönheit verweigert wird, wird die dissonante Schönheit bzw. das Häßliche noch aktiver behandelt als die harmonische Schönheit. Außerdem gilt dabei das Häßliche neben dem Erhabenen als die hauptsächliche Kategorie der modernen Kunst. Es gab allerdings seit der alten Zeit die Gedanken über das Häßliche und dessen Bestimmungen, aber von den Hegelianern wurde das Häßliche erst zum Gegenstand der Diskussion im Bereich der Ästhetik. Die Diskussion um das Häßliche im 19. Jahrhundert wurde also von A. Ruge, K. Fischer, F. Th. Vischer anfänglich behandelt, von C. H. Weiße und K. Rosenkranz noch systematischer grundgelegt. Und dadurch wurde die Grundlage für die Bestimmung des Häßlichen wie dessen künstlerischen Bedeutung vorbereitet. Aber die meisten Hegelianer faßten das Häßliche bloß als den Gegensatz bzw. ein dialektisches Moment der Idee der Schönen auf, behandelten es als keine selbständige ästhetische Kategorie. Sie fanden nämlich das Häßliche als dasjenige, das ohne Voraussetzung des Schönen nicht bestehen kann, und verfolgten endgültig die Schönheit im klassischen * Professor an der Kangwon National Universität
Sinne.
Die Hegelianer selber glaubten, daß sich ihre Gedanken über die Kunst auf die Hegelsche Ästhetik gründen, und es wird im allgemeinen auch so verstanden. Aber in der Tat sind ihre Gedanken über das Häßliche auf die Vorlesungen über die Ästhetik, die Hotho seine eigenen Gedanken darin eingefügt herausgegeben hat, basiert. Daher sind sie von denen, die Hegel in der Ästhetikvorlesung entwickelten, ganz verschieden. Während die Diskussionen von den Hegelianern bei der von der Schönheit abhängigen Bestimmung des Häßlichen bleiben, findet sich die wahre ästhetische und künstlerische Bestimmung des Häßlichen als eines selbständigen ästhetischen Phänomens, das mit der Schönheit gleichwertig ist, bei Hegel. Wenn man die unmittelbaren Quellen von den Ästhetikvorlesungen, die Hegel in Berlin gehalten, nachprüft, ist der geistesphilosophische Standpunkt in der Betrachtung der Kunst deutlich. Und zwar zeigt sich, daß seine Gedanken über das Phänomen der nicht-mehr-schönen Kunst bzw. das Häßliche in den vier Ästhetikvorlesungen (1820/21, 1823, 1826, 1828/29) stäts modifiziert wurden, und daß er die Notwendigkeit so wie die eigentümliche Bedeutung des Auftretens des Häßlichen in der modernen Kunst vorgehend erwähnt.
In diesem Zusammenhang liegt der zentrale Punkt der vorliegenden Arbeit darin, die Legitimität und die eigentümliche ästhetische Bedeutung des Häßlichen innerhalb der Hegelschen Ästhetik herauszuzeigen. Die Möglichkeit dieses Versuchs ist in Hegels Bestimmung des Kunstschönen enthalten. Dennoch wurd bisjezt die Forschung zu dem Grund und der Notwendigkeit des des Häßlichen durch Hegels Begriff des Kunstschönen unmöglich gegolten. Denn die Bestimmung des Hegelschen Kunstschönen so wie des darin grundliegenden Begriffs des Ideals in der von Hotho herausgegebenen Hegelschen Ästhetik wird mit der harmonischen Schönheit gleich gefaßt, damit verkannten die meisten Forscher, die diese Ästhetik als Grundlage genommen haben, die ursprüngliche Bedeutung dieses Begriffs. Aber wenn man die Nachschriften von den Berliner Ästhetikvorlesungen entwicklungsgeschichtlich analysiert, ist nicht nur Hegels ursprüngliche Bestimmung des Kunstschönen. sondern auch seine genaue Einsicht in die Entwicklungsrichtung der Kunst in der Moderne faßbar. Daher wird in der vorliegenden Arbeit die genaue Bedeutung des Kunstschönen durch die Analyse der Nachschriften erhellt und Hegels Bestimmung der Kunst mit betrachtet.
Bei Hegel wird das Kunstschöne als der Schein nicht also bloß auf die harmonische Schönheit eingeschränkt, sondern enthält das nicht-mehr-Schöne. Und zwar zeigt sich es als dasjenige, das die Notwendigkeit hat, nicht mehr schön aufzutreten. Die Forschungen in dieser Richtung werden von A. Gethmann-Siefert und ihren Mitarbeitern stäts gemacht. Die vorliegende Arbeit gehört auch in die Reihe dieser Forschungen. Aber in der vorliegenden Arbeit geht es insbesondere darum, die Notwendigkeit und das Entstehungsprinzip des Häßlichen, das als ein Hauptphänomen der modernen Kunst seine Stelle genommen hat, in Hegels Begriff des Kunstschönen zu finden. Das daraus folgende Resultat hat die Bedeutung nicht nur dafür, zu erhellen, daß die mögliche Grundlage des Häßlichen eigentlich in Hegels Ästhetik enthälten ist, sondern auch dafür, zu zeigen, daß Hegels Gedanken über die Kunst in der Gegenwart noch aktuell sind.