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Das Chinabild von Christian Wolff und das von Herder

Ahn, Sung-Chan 1

1서울대학교

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ABSTRACT

Im 18. Jh. erfuhr das Chinabild in Deutschland einen grossen Wandel, nämlich von der Sinophilie der Aufklärung zur Sinophobie des Sturm und Drangs, vom mustergültigen Denkmodell und philosophischen Idealstaat (bei Leibniz und Christian Wolff) zum Unbehagen in der Kultur oder sogar zur “balsamierten Mumie” (Herder), vor allem im Hinblick auf Konfuzianimus Chinas. Dieser Bildwandel entspricht ohne Zweifel dem dialektischen Übergang der Kulturgeschichte von der Propagierung der Vernunft zur Entdeckung des Gefühls und des geschichtsphilosophischen Selbstbewußtseins. Dieses negative Chinabild herrschte über den historieorientierten Denkern wie Hegel und Ranke bis zum Ende des 19. Jh., bis sich die Intellektuellen der Jahrhundertwende im Bewußtsein der Kulturkrise wieder auf die chinesische Denkweise und Weltanschauung, aber diesmal meistens im Hinblick auf Taoismus und Buddhismus, ihre Aufmeksamkeit gerichtet haben, um durch die Auseinandersetzung mit denselben die Identität ihrer eigenen Kultur wiederzugewinnen oder in denselben einen möglichen Ausweg von der geistigen Krise zu finden. Dieses verwickelte Chinabild wird bisher in vielen Fällen als Mirage interpretiert. Diese Interpretation mag zutreffen, sollte aber nicht die endgültige Beurteilung sein. Denn man versucht das Fremde zu verstehen, indem man sich eine Mirage bildet und es so dem eigenen Weltbild unterwirft. Miragebildung ist geradezu eine Rezeptionskonstante in den Prozessen des internationalen Kulturaustausches. Insoweit ist die Mirage das Produkt der eigenen Kulturzwänge und vertrauten Denkkonventionen, nämlich der Tradition im Sinne Gadamers, auf die sich das Vorverständnis des Menschen, der Verstehenshorizont, gründet. Die Aspekte des Frem- dverstehens könnten also den Horizont des Vorverständnisses in den jeweiligen Kulturperioden ans Licht bringen. Durch die kritische Annährung an die Rezeptionsgeschichte von China könnte eine Seite der deutschen Kultur- und Literaturgeschichte in einem neuen Blickwinkel beleuchtet werden. Die deutsche Kultur im 18. Jh. hat sich durch die Aneignung und Auseinandersetzung mit räumlich und zeitlich verschiedenen Kulturen entwickelt. Hierin hat China eine besondere Rolle gespielt - als ein Spieglbild, in welchem Europa sich selbst gespiegelt und dadurch seine eigene Figur festgestellt hat. Im Verlauf der Zeit hat auch das Chinabild, wie oben dargestellt, einen grossen Umbruch erfahren, und zwar deutlich entsprchend dem Wandel des Zeitgeistes und Zeitgeschmacks. So bezeugt die Rezeptionsgeschichte von China auf charakteristische Weise die jeweiligen Aspekte dieser Zeit. Die Geschichte der Aneignung einer fremden Kultur und auch die angeeignete Kultur selber gehört freilich nicht zur ursprünglichen, sondern zur aneignenden. Aber wie durch die Reaktion auf die Herausforderung des Fremden der Zustand oder der Wesenszug von Menschen wie auch einer Kultur noch deutlicher entdeckt werden kann, der ansonsten für alltägliches Bewußtsein verborgen und deshalb schwer zu konturieren ist, so kann man durch die Betrachtung der Kulturbegegnung nicht nur die Züge einer Kultur in einer gewissen Zeit, wie ihren herrschenden Geschmack, Denktendenz und Überlieferung, die zusammen unseren Verstehenshorizont bilden, sondern auch somit das hermeneutische Phänomen zutage bringen.

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This paper was written with support from the National Research Foundation of Korea.