Hos 12 ist das wohl interessanteste Kapitel des Hoseabuches, da hier Anspielungen auf die Jakobtradition vorliegen. Besonders interessant ist vor allem, weil sich die in Kap. 12 berkommene Jakobtradition einerseits weitgehend mit der entsprechenden Jakobtradition von Genesis ber hrt und andererseits doch wieder stark von ihr abweicht. Unklar ist aber, in welchem Umfang Hosea auf vorliegende Tradition bekannt war, ob er noch andere Traditionen verwandt hat oder nicht, und wie weite er Partie der 'kanonischen' Jakobgeschichte kannt, Es ist auch umstritten, ob er eine negative oder positive Deutung Jakobs vorlegte. Die starke Divergenz der Hoseainterpretationen ist nicht nur in traditionsgeschichtlicher Frage begr ndet, sondern auch in den textlichen Schwierigkeiten des 12. Kapitels. Wegen ihrer Undeutlichkeit und der K rze ihrer Formulierung sind die Anspielungen auf Jakobtradition schwer zu beurteilen.
Hoseas Jakobgeschichte ist deutlich anders von Genesis-Jakoberz hlung strukturiert. Hosea stellt der Bethel-Erz hlung (12: 5b-7) die Erz hlung vom Kampf Jakobs mit Gott/dem Engel (12: 4b-5a) voran und die beiden Geschichten am Anfang und am H hepunkt des Lebens Jakobs zusammen, die sich auf die Namengebung Jakob und Israel beziehen. Die Betheloffenbarung und -verheissung ist bei Hosea Gottesantwort auf die weinende und flehende Handlung des streitlustigen, aber von Gott besiegten Jakobs. Zugleich wird die Verheissung wesentlich modifiziert und auf die Umkehr des Volkes Israel angestellt. Hosea verbindet ferner, mit Hilfe vom Namen Israel, die Episode von Jakobs Frucht nach Aram und seinem Dienst um Frau mit dem Exodusgeschehen. Dabei kontrastiert die Handlung Jakobs, der die Flucht nach Aram ergreift, hart mit der Handlung Gottes, der Israel aus gypten herauff hrt. Mit einem Wort verwendet Hosea die Geschichte des Erzvaters Jakob als Spiegel der schuldigen Versagens und zugleich des (schon verpassten, auf die Zukunft verschobenen) Umkehrens.