Philosophie ist die Liebe nach dem Anderen ihrer selbst. Dieses Andere ist aber das Ende des Menschen als des Phänomens sowie des Seienden, d. h. die Idee des Guten sowie das Sein selbst. Von daher fordert die Philosophie vom weisheitsliebenden Menschen auf: Niegiere dich selbst und werde, was du noch nicht bist und zu sein hast. Der Vorgang der Negation seiner selbst, der Wendung nach seinem Ende, des Aufstiegs sowie der Transzendenz auf dieses Ende hin macht ja gerade das Kern der menschlichen Bildung aus, worum es sich in der vorliegenden Arbeit handelt. Die leitende Frage wäre: Wie und worauf bildet sich der Mensch? Die Bildung des Phänomens sowie des Seienden ist im Grunde die nach einem Vorbild, das selbst nicht dieses oder jenes Phänomen bzw. Seiende sein darf. Denn die Aufgabe des sich bildenden Menschen liegt nicht darin, dem mehr oder minder besseren Phänomen bzw. Seienden als er selbst zu gleichen, sondern darin, dem, was selbst alles Phänomen, alles Seiendes grundsätzlich übersteigt, d. i. seinem absoluten Anderen als dem Ende seiner selbst schrittweise zu gleichen. Dieses Vorbild als die Idee sowie das Sein findet sich jedoch nicht in der realen Welt vor, wie es beim Phänomen sowie beim Seienden der Fall ist. Von daher hat jeder, der sich nach diesem zu bilden vornimmt, dieses Vorbild seiner Bildung selbst einzubilden. Er muss sich selbst fragen, wer der schönste Mensch (ho kallistos anthropos) ist und wie er aussieht. Dann muss er diesen idealen Anblick des schönsten Menschen, den er mit seinen Augen der Seele gesehen hat, einbilden und weiter sich selbst nach diesem eingebildeten Vorbild bilden. So ist jede Bildung ein doppelter Vorgang. Sie ist zuerst die Bildung des Vorbildes und zugleich die seiner selbst nach diesem eingebildeten Vorbild. Die vorliegende Arbeit versucht aufzuzeigen, dass diese doppelte Strukturierung der Bildung die platonische Paideia sowie heideggersche Transzendens von Grund aus charakterisiert. Es wird noch zu zeigen sein, es ist eben das Andere des Menschen selbst als das Ende des Phänomens sowie des Seienden überhaupt, woraufhin die Paideia, die Transzendez aufzusteigen und zu transzendieren hat. Fazit: der Mensch bildet sich auf das Ende seiner selbst hin.