Seit Platons Zeit wurden seine Dialoge von zahlreichen Philosophen auf vielfältige und verschiedene Weise interpretiert. Der Grund dafür hat einerseits mit Vielfalt und Verschiedenheit der historischen, kulturellen und sozial-politischen Hintergründe jeder Interpret zu tun. Er hat andererseits mit dem Problem der Interpretation platonischer Dialoge zu tun, das sich in anderen philosophischen Schriften nicht findet. Platon hat die Dialoge geschrieben, die eine literarische Form haben, die seine zeitgenössische Literatur wie Tragödie und Kömedie zeigt. Die Frage, wie man die philosophische Schrift lesen soll, die eine literarische Form "Drama" hat, beinhaltet in der Tat ein bedeutsames hermeneutisches Problem.
Die vorstehende Arbeit setzt sich mit diesem Problem auseinander, indem sie sich mit den wichtigen hermeneutischen Platon-Forschungen in den 19. und 20. Jahrhunderten befasst. Dabei wird versucht, eine Interpretation zu finden, die Platon gerecht ist. Diese Interpretation wird als "dialogdramatisch" genannt, weil ein philosophisches, d.h. ein dialogisches und ein literarisches, d.h. ein dramatisches Element zusammen für die Interpretation der platonischen Dialoge unentbehrlich sind.